FILMARBEIT

Teil 1: Ich liebe Filme! Irgendwie funktioniert mein ganzer sozialer Ansatz über das Ding Film. Fanatismus, Nerdism, Freakism oder einfach nur Besessenheit. Keine Ahnung! Meine Liebe für alte VHS-Kassetten, die sich zu hunderten in meinem Keller stapeln, gründet wohl auf jenem nostalgischen Gefühl, das zurück in meine Kindheit führt. Ich wuchs mit diesen klobigen schwarzen Dingern auf. Es war immer das Wochenend-Highlight, wenn ich mit meinem Vater in die Videothek ging und wir 'ne volle Tüte mit Filmen nach Hause brachten. Natürlich ist diese Vergötterung für die meisten Menschen nicht nachvollziehbar. Ihnen geht es ja nur um den schnellen Konsum und nicht um das damit verbundene Ritual. Filme werden viel zu oft konsumiert statt zelebriert. Wie überall werden Vorspiel und Dramaturgie nicht berücksichtigt.

Wie gesagt, bin ich von Filmen total eingenommen; und lasse auch kein gutes Streitgespräch darüber aus. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis ich meine ersten eigenen Schritte in jene Richtung unternehmen würde. Die Idee einen eigenen Kurzfilm zu drehen, bekam ich durch einen anregenden Zeitungsartikel über den Günzburger Jungfilmer Simon Ritzler. Wieder einmal total vom Ehrgeiz gepackt, war schnell eine MiniDV-Kamera gekauft und die ersten Szenen, ohne großartig darüber nachzudenken, aufgenommen. Die einzelnen Takes wurden anschließend am PC zusammengewurschtelt. Anfänglich natürlich ziemlich ungeschickt, aber das erste Filmchen kann sich sehen lassen und trat auch noch im 1. mittelschwäbischen Kurzfilmwettbewerb in direkte Konkurrenz mit Simon Ritzler´s Filmen "Silentium" & "Parabola". Die beiden wirklich atmosphärisch gelungenen Arbeiten gingen leider leer aus, doch dafür bekam ich den Publikumspreis verliehen. Zum Glück kannten sich die Leute nicht sonderlich gut mit Musikclips aus, denn in einer Passage von "Oktober", hab ich doch glatt einen "Sigur Rós" Clip von Floria Sigismondi kopiert. Na ja, sei mir verziehen. Ein Jahr später habe ich ein weiteres mal am Kurzfilm-Wettbewerb mit meinem Marionetten-Filmchen "LaLa" teilgenommen.

Mir ging es bei meinen Kurzfilmen nie um eine gute Story, sondern vielmehr um die visuelle Umsetzung der Bilder. Das Filmen betrachte ich nach wie vor als reines Hobby und daher soll es auch durchaus Witzig sein und Spaß machen. Intelektueller Anspruch muss da nicht vorhanden sein. Das Basteln und Designen der Kulissen, Marionetten und Requisiten hat zwar immer viel Zeit in Anspruch genommen, doch für ein solch amüsantes und kurzweilige Ergebnis wie bei "LaLa" opfert man doch gerne seine Freizeit. Es waren kleine Mammutprojekte, die ich alleine im Keller verwirklichte. Man braucht auf jeden Fall viel Fantasie um z.B. in einer blöden Pappmascheeplatte mit Hügeln, die ich in tagelanger Arbeit zusammenkleisterte, eine Mondlandschaft zu erkennen. Doch nach einer Weile mit viel Sand, einer blinkenden Raketenabschussvorrichtung (gebastelt aus einem alten Rama-Becher) und einem Sternenhimmelpanorama aus kleinen Alupapierkügelchen, ließ sich das trashige Resultat durchaus sehen. Auch wenn niemand, und nicht einmal ich, dahinter steigt, um was es verdammtnochmal in diesem Film gehen könnte. Stellt euch nur mal vor, dass es dem Schöpfer des Universums mit seinem Werk ebenso ergeht. Welch tröstlicher Gedanke. Bis dann zur Spät-Revue!

(Dieser Text wurde Anfang 2010 verfasst)


Teil 2: Nach Jahren der Regie-Abstinez bin ich 2013 zum Filmen zurückgekehrt. Das lag zum einen an einem Livemitschnitt einer meiner Open-Stage-Auftritte, der mir von einem Kollegen zur verfügung gestellt wurde und zum anderen, dass ich für den Ballettabend "E.T.A. Hoffmann - Eine Moritat" die Videoclips produzieren sollte.

Als aller erstes stand ein Kurzfilm auf dem Drehplan, der für den Ballettabend konzipiert war, welcher aber aus Zeitlichen Gründen nicht fertiggestellt werden konnte. Was ich von meinem Vater alles an schauspielerischem Talent abverlangt habe, muss aber irgendwann in eine gute Form gebracht werden. Als Mönch, Auge in Auge mit dem Satan, machte er eine wirklich gute Figur. Es waren bestimmt sechs Abende in meinem alten Atelier in Bibertal/Bühl, an denen wir im wahrsten Sinne des Wortes DURCHDREHTEN. Dazu kommt, dass der acht Meter lange Pappmaschee-Teufelsarm (Foto rechts), den ich extra für das Video zusammengebastelt habe, auch gesehen werden muss. Mann, das Ding sieht eklig aus!

Für das Ballett habe ich dann einige Animationen angefertigt. Das ging ziemlich flott und war auch ohne logistische Engpässe leichter zu realisieren. Mal davon abgesehen, dass mein Rechner wegen der ganzen Datenmengen vollkommen überlastet war. Zwischendurch überkam mich eine Solche Lust am Filmen, dass ich ein paar meiner Lieder in Musikclip-Form gebracht habe. Das ging wie in einem Rausch vor sich. Durch den Erwerb einer neuen Kamera und ein paar neuen Objektiven konnte ich in einer Qualität filmen, die mir so bisher nicht zur Verfühgung stand. Meine frühen Kurzfilme wurden ja mit einem alten Mini-DV Camcorder aufgenommen. Full-HD war zu dieser Zeit noch ein Fremdwort. Muss man als junger Mensch, der vom Filmen sowieso noch keine Ahnung hat, auch nicht haben. Ja, is so!

Noch wärend ich mit den E.T.A. Hoffmann-Auftritten beschäftigt war bekam ich einen erneuten Video-Auftrag für das Igor Stravinsky-Ballettstück "Feuervogel". Die Premiere des Videos war am 22. März 2014 im Landestheater Eisenach. Als Titel für den Kurzfilm wählte ich unter anderem "Aporue", ohne zu wissen, dass es das Wort schon gab. Es ist auch nicht schwer auf dieses Wort zu kommen, wenn man bedenkt, dass die Europäer so einiges in der neuen Welt umgekrempelt haben. Ja, der Kurzfilm handelt von einem Columbus-Thema. Hätte ich so, ohne den Auftrag, nie gemacht. Is einfach zu weit weg von meinen Interessen. Aber der Appetit kam beim Essen. Und das Ergebnis is bunter als ein Pfauenarsch. Alle Infos zur Entstehung und den Kurzfilm selbst kann man sich unter "Aporue/Die Wurzel" ansehen.

Ich glaube, dass ich in Zukunft meinen Schwerpunkt auf die Produktion von bewegten Bildern legen werde. Das macht mir zur Zeit am meisten Spaß. Auch meine Musik möchte ich eher so präsentieren. Musik-Clips statt ganze Alben. Das macht glaube ich weniger Arbeit und stresst mich nicht so rein. Bei einem Album muss man ja immer auf ein gewisses Konzept achten, dass alle Lieder irgendwie miteinander harmonieren. Das habe ich, wie ich glaube, mit "Amateur Regisseur" ausgereizt. Die Kraft für ein solches Großprojekt ist aktuelle auch nicht mehr gegeben. Ich werde mich jetzt einfach mal von Video zu Video und Lied zu Lied hangeln. Mal sehen was passiert.

(Dieser Text wurde Anfang 2014 verfasst)

 
 
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