AMATEUR REGISSEUR - SPEZIAL
Die Entstehung So soll nun "Amateur Regisseur" mein bemühtes Vermächtnis als Musiker sein. Nicht mehr und nicht weniger. Mein theatralisches Requiem. Mein verbittertes Manifest; vielleicht erzwungener Nonsens aber dennoch die Essenz aus einer Dekade harter Arbeit. Ein Querschnitt durch all mein Können. Ausformuliert, vielleicht nicht auf den Punkt gebracht aber dennoch das geordnetste und solideste was ich bisher gemacht habe. Es soll alle Vorgänger Alben auf einen Nenner bringen und diese in Sachen Qualität und Intensität in den Schatten stellen. Das Vorhaben, ein wirklich drückendes und schweres Gesamtkunstwerk der Isolation und Verweigerung zu erschaffen, wird mir wohl gelingen. Bisher habe ich noch nie so hart an den Aufnahmen gearbeitet. Noch nie hatte ich solch durchstrukturierte Lieder. Und noch nie hatte ich gen Ende der Produktion derartige Irritationsgefühle. Für eine lange Zeit wusste ich nicht mal ob meine Musik überhaupt eine Aussage besitzt. Diese Zweifel, die ich einfach nicht loswerde, sind eine treibende Gesellschaft und scheinen immer mehr an Einfluss zu gewinnen. Gelegentlich vergisst man zwar allen Verdruss dank eines belanglos dahinlaufenden Alltags. Zuweilen lässt man sich sogar von neuen Ideen ablenken und betäuben. Doch der Tribut einer halbwegs ehrlichen Seele, ist die immer wieder aufflackernde Erinnerung, an die Vergeudung kostbaren Blutes. Die selbstgewählte Isolation macht mich mürbe. Die tiefe Angst vor mir selbst, schlägt eine Glut, die nie erlischt und alles Gute schon im Ansatz zu Asche verwandelt. Was nun Wahr und Erfunden ist kann ich nicht mehr recht zuordnen. Die Relation ist mir abhanden gekommen und ich befürchte, dass ich letztendlich in der Musik wohl mehr erreicht habe, als ich eigentlich hätte erreichen sollen. Es sind bedenkenswerte Zeiten die ich gerade durchschiffe. Mit dem komponieren von "Amateur Regisseur" begann ich gleich nach der Fertigstellung von
"Kinderlieder". Die Aufnahmen ging ich dann etwa zwei Jahre Später nach meinem Schweiz-Trip an.
Zuerst versuchte ich die äußerst langen Lieder mit meinem damaligen Bassisten Thomas Bucher aufzunehmen.
Ich erinnere mich an eine regnerische Nacht voller Suff, Wut, Tränen, Ohnmacht und Schuldzuweisungen. Geballter Hass gegen Schöpfer und Universum. Selbst der Gips meiner frisch gebrochenen Hand hatte, durchweicht vom Schlamm und Schmutz durch den ich kroch, keine Chance. Mein Knie, das ich mir an jenem Abend höllisch verletzte, war nur noch der Höhepunkt für jene Erinnerung, die man wahrlich ein Begräbnis nennen kann. Ein Gefühl wurde zu Grabe getragen; doch vergessen war es nicht. All dieser Schmerz steckt nun also in "Amateur Regisseur". Es wird ein schweres Album, das
erst zum Schluss mit dem letzten Lied eine erlösende und hoffnungsträchtige Nummer bereit hält. Hoffentlich
wagen es ein paar unerschrockene Menschen sich diesem Ungetüm zu stellen. Die Musik hätte es allemal verdient.
Was ich daraus gemacht habe ist eine völlig andere Sache. Und eben mit jenem letzten Lied beinhaltet diese Platte
eine Ansage, die sich so hoffentlich nicht bewahrheiten wird. Aber die Möglichkeit besteht, denn ich fühle mich
nach über einem Jahrzehnt des Produzierens leergebrannt und unfähig weiterhin Musik zu machen. Es wäre
wahrscheinlich das Beste, wenn ich jetzt nach dieser CD für eine lange Zeit nur noch Auftrete. Diesen Bereich
der Öffentlichkeitsarbeit hab ich ja schon immer etwas vernachlässigt. Ich sollte mich jetzt auf den Weg machen,
ansonsten könnte es sein, dass ich früher als geplant sterbe. Ich wäre auf jeden Fall nicht der erste, der an
seinem Traum verreckt.
EIN ZEICHEN??? (siehe die zwei Fotos rechts) Welch seltsame Entdeckung wärend eines nächtlichen Spaziergangs durch Bühl um 2008 rum. Man könnte glatt meinen, dass diese Witzbolde mit ihrer Buchstabenvertauschungsaktion unbewusst etwas im Schilde führten. Na ja, für mich war es ein amüsantes Ergebnis, das ich sofort festhalten musste. Botschaft empfangen und weiter im Text! Die Veröffentlichung Die Veröffentlichung von "Amateur Regisseur", dieses Ereignis, welches wohl zu den wichtigsten in meinem Leben zählt, steht für mich persönlich in einem drohenden Licht. Alles was ich bisher geschaffen habe, wird vom Erfolg oder Misserfolg dieser Platte beeinflusst werden. Ich kann nach diesen sechs Jahren in denen ich an "Amateur Regisseur" gearbeitet habe nicht einfach so zum nächsten Projekt übergehen und weiterproduzieren. So gern ich dies auch tun würde. Die Ideen sind zahlreich und auf eine emotionale Weise auch unglaublich logisch, doch die vorhandene Motivation liegt im Keller und besäuft sich. Um ehrlich zu sein bin ich auch etwas enttäuscht. Ich komme damit einfach nicht mehr länger klar, dass ich ein Leben Abseits der Kunst, unentdeckt und ungehört, verbringen soll. Wenn man die Qualität meiner Musik rein nach dem Feedback der letzten Jahre bemessen müsste, dann würde jeder aussenstehende Mensch denken, dass ich mich konstant verschlechtert habe und ganz einfach, ob meiner Talentlosigkeit, keine Aufmerksamkeit verdienen würde. Aber es ist so, dass ich mit jedem Album ein großen Schritt nach vorn getan habe. Nach vorn in Richtung Kunst. Wenn ich also jetzt mit "Amateur Regisseur" erneut im unendlichen Angebot der musikschaffenden Menschen untergehe und unbemerkt gänzlich verschwinde, dann kann dies nur daran liegen, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe. Dass ich alle Ideen und Gefühle auf dieser CD liebevoll umgesetzt und verwirklicht habe. Mein Misserfolg als Garant für meine Qualität. Für mich ist "Amateur Regisseur" ein Abbild meiner, mit diesem Leben hadernden Seele und somit ein Meisterwerk. Ich kann nichts anderes sagen, da ich mein künstlerisches Vermögen mit dieser CD vollkommen ausgereizt habe. Alles andere wäre falsche Bescheidenheit. Diese habe ich nach über einem Jahrzehnt abgeschrieben. Jetzt werden Früchte gepflückt. Aber nun zu den "AMATEUR REGISSEUR"-Fakten, die mich
langsam aber sicher zur CD-Veröffentlichung geführt haben:
Diese Leidenschaft für Details schlug sich auch 2009 nieder, als ich für ein halbes Jahr ein Klavier anmietete, um
die CD vielschichtiger zu gestalten. Dieses kleine aber effektive Extra, kostete mich schon allein ca. 600,- €.
Die billigere Option eines E-Pianos, von der mich einige überzeugen wollten, da dies eben leichter zu transportieren
wäre und nicht wie ein echtes aufwendig gestimmt werden müsste, ließ mich erschaudern. E-Piano? Was zur Hölle soll
das? Die gesamte Platte war ja schon mit
"echten" Instrumenten eingespielt. Da würde ein E-Piano doch das ganze Klangbild versauen.
Oscarpreisträger HR Giger spricht das Vorwort
Das große Thema Finanzierung stellte die nächste Herausforderung dar. Um die CD pressen lassen zu können entschloss
ich mich, nicht so wie für meine Zeitung "Anti-De-Generation" auf Spendensammlung zu gehen,
sonder das Geld mit einem Job zu verdienen. So verzichtete ich größtenteils das nächste halbe Jahr auf
künstlerische Arbeiten um Geld zu beschaffen. Die eigentliche Arbeit wärend dieser Zeit bestand nicht nur darin
einen Job zu machen, der mich zwang eine andere Identität anzunehmen sondern auch darin, die Liebe und
Selbstachtung zu mir selbst und meiner Kunst am leben zu erhalten. Man glaubt ja gar nicht, wie hässlich sein
eigenes Spiegelbild sein kann, wenn man sich tagtäglich verstellen muss und seine Kunst zum Hobby degradiert wird.
Wenn es nach Thomas Steeb, dem Inhaber von STOM-Records, gegangen wäre, dann wäre "Amateur Regisseur" schon im Sommer 2011 präsentiert worden. Aber die Abmischung ließ eben noch zu wünschen übrig. So hielt ich Tom noch etwas hin und konnte mich mit ihm auf den 28. Oktober als Veröffentlichungstermin einigen. Dieser fand dann auch planmäßig in seinem kleinen aber feinen Plattenladen in der Günzburger Innenstadt statt. Wenn nicht das dämliche Bangen um Erhalt der CDs gewesen wäre, dann hätte ich diesen Moment wahrscheinlich noch mehr genossen. Tja, die CDs bekam ich einen Tag vor Veröffentlichung vom Presswerk zugeschickt. Man kann sich vorstellen wie erleichtert ich war, die Ware doch noch rechtzeitig erhalten zu haben. Und was soll ich sagen: die CDs waren Fehlpressungen. Ja Mann, da waren verdammte Pausen zwischen den Liedern! Ich meine, wenn man monatelang an Details herumfeilt, welche dann vom Presswerk, durch eine kleine Unachtsamkeit, zunichte gemacht werden, sehe ich mich mit meinen übelsten Dämonen konfrontiert. Ich bin ganz einfach zu wenig Punk um solche Sachen, die meine Kunst betreffen, gelassen hinzunehmen. So konnte ich auch am Veröffentlichungstag nur eine Anzahl von 50 Fehlpressungen meines neuen Albums zum Verkauf anbieten (diese Anzahl wurde aber bei weitem nicht an den Mann gebracht). Aber Gott sei Dank konnte ich wenigstens diese 50 CDs anbieten. Mann stelle sich nur mal eine CD-Release-Party ohne CDs vor. Zum Glück regelte sich dann eineinhalb Monate später die Sache, ohne das Hinzuziehen eines Rechtsanwalts und ich bekam 450 fehlerfreie Exemplare vom Presswerk zugesand. Die Turmkonzerte im Günzburger Stadtturm, welche als Veröffentlichungskonzerte und Ergänzung zum "Amateur Regisseur"-Release angekündigt waren, gerieten zu einem finanziellen Desaster. Mir kommt es so vor als ob die anderen eifrig Lieder schreiben, CDs veröffentlichen und Konzerte spielen um Fans zu gewinnen und ich all dies tue um Fans zu verlieren. Dies würde auch erklären warum immer weniger Leute zu meinen Konzerten kommen. Ich hätte schon allein wegen der genialen Location (Stadtturm) gedacht, dass die Menschen sich um die Karten reißen würden. Es handelte sich ja auch um die ersten Konzerte die jemals im Stadtturm gespielt wurden. Doch leider interessierten sich nur die wenigsten dafür. Dank meiner Familie, Kollegen und Bekannten konnte ich meine Kosten etwa zur Hälfte decken. Aber verdammt, scheiß auf das verschissene Geld und die entmutigenden Besucherzahlen! Ich spielte am zweiten Abend das wohl schönste Konzert meiner Karriere und befand mich in kleiner aber guter Gesellschaft. Dieses Erlebnis, diese Gefühle wärend ich meine Lieder spielte möchte ich unter mein Kopfkissen legen und darüber alle Alpträume durchleben mit der Gewissheit, dass mein Haupt auf ein unerschütterliches Fundament gebettet ist, welches mir die Berechtigung zum Leben erteilt. Der erste Abend war durchwachsen und litt unter meiner eineinhalbjährigen Bühnenabstinenz. Doch der zweite brachte, wie schon erwähnt, Licht ins Dunkel. Dies waren also meine Erlebnisse mit "Amateur Regisseur" und ich hoffe, dass die CD herumgeht und noch einige Geschichten mehr schreiben wird. Und da gibt es ja auch noch mein Skizzenbuch in dem einige unbenutzte Ideen stehen, die nur darauf warten umgesetzt zu werden. Ich habe auch schon vorsichtig mit der Arbeit an einem eventuellen Nachfolgeprojekt begonnen. Mal sehen ob das versoffene Ding "Motivation" sich aufrappeln kann. Denn das letzte Lied möchte ich noch nicht geschrieben haben. (Dieser Text wurde im März 2012 verfasst)
Nachtrag: So entwickelte sich Amateur Regisseur
|
|
