MALEREI

Wenn ich mich zurück erinnere, habe ich natürlich wie jeder, auch schon als Kind gemalt. Doch die ersten ernsthaften Versuche sich über dieses Medium auszudrücken machte ich nach meiner Schweiz-Reise 2007. Ich war wie auf Droge und beflügelt von der Reise, die ja nur einem Zweck diente: GIGER, GIGER, GIGER. Und das, was ich in seinem Museum in Gruyéres gesehen habe, war nicht von dieser Welt. Alle Ambitionen, alle Absichten die ich jemals mit meiner Kunst verfolgte, ergaben in Konfrontation mit seinen Bildern Sinn. Ich schaute ins Jenseits und vergaß darüber diese Welt und alle diesseitigen Nichtigkeiten. Ja, Nichtigkeiten! Alle Probleme die wir Tag für Tag haben. Alle Sorgen ums liebe Geld. All dies verliert erschreckend an Bedeutung; und lässt die uns umgebende Welt in einem anderen Licht erstrahlen. Jenes Licht bedeutet Kampf, Krieg und Auflehnung gegen den ganzen primitiven Rest.

Die Lust große Bilder auf Leinwände zu malen, verdanke ich also einzig und allein einem Schweizer. Die Einflusse sind auch unübersehbar. Aber dennoch soll die Malerei nur eine Randerscheinung und im besten Falle eine legitime Ergänzung zu meiner Musik sein. Es liegt mir auch nichts ferner als jener Gedanke, meine Bilder zu verkaufen. Mein Zimmer und mein Herz würden ihre Anwesenheit schmerzlichst vermissen. Eine Trennung zum jetzigen Zeitpunkt ist einfach nicht möglich. Jedoch die Abgabe meines besten Bildes "Salvatio IV" an HR Giger war notwendig um dem Meister meine Ehrfurcht und Dankbarkeit für solch unbändige Inspiration zu erweisen.

Salvatio I (Giger-Trip) 2007
Eigentlich wollte ich mit "Salvatio I" nur ein schönes abstraktes Bild malen, auf dass ich meine Giger-Fotos zur Erinnerung kleben konnte. Doch irgendwie entwickelte sich daraus der Ehrgeiz eigene Gemälde in Angriff zu nehmen. Was als Schmiererei begann, gipfelte dann mit nur vier Bildern, in "Salvatio IV". Wie ich meine: eine bemerkenswerte Entwicklung in so kurzer Zeit.

Salvatio II (Schmetterling) 2008
Jenes Bild gefällt mir, durch seine ungekonnte Darstellung und Überladung, noch immer am wenigsten. Das Konzept ist klasse, doch die Umsetzung ganz einfach ungekonnt. Zum Glück zieht der Kunstharz, mit dem ich das Bild etwa 3cm dick übergossen habe, von hinten Luft. So entstehen mit der Zeit immer mehr Blasen und Hohlräume zwischen Leinwand und Harz. Dadurch wird das darunterliegende Bild immer unkenntlicher. Mit der Zeit werde ich jenes Werk, dank der optischen Deformierung, wohl mehr und mehr lieben lernen. So gesehen, sind Fehler und technisches Unwissen, nicht immer ein Nachteil.

Salvatio III (Teermaschine) 2008
Mit diesem Bild war es mir vergönnt zum ersten Mal an einer Ausstellung teilnehmen zu dürfen. Doch mir viel auf, dass sich vor allem -und genau dies ist das Seltsame- die jungen Teilnehmer an meinem Bilde störten und sich angeekelt fühlten. Wie ich erfuhr, bezeichneten mich einige sogar, aufgrund meines Bildes, als fertigen Typen. Es ist wirklich verstörend, zu sehen, wie sehr junge Menschen sich von beschränkten Ansichten einer degenerierten und verlogenen Welt, beeinflussen und unterdrücken lassen. Ganz besonders in diesen gutsituierten und "Nase hoch!"-Kreisen der Kunst. Genau jene Leute, die immer nur das schöne im Leben sehen wollen, produzieren eben keine Kunst, sondern nur wertlose allerwelts Esszimmermalerei, die man nicht mal einem halbwegs talentierten Kinde zuschreiben würde. Die Menschheit besteht darauf angelogen zu werden. Und genau dies, ist das was in Wirklichkeit Ekel erregend ist. Diese Menschen gehen jeder Aufforderung zu wachsen konsequent aus dem Weg. Die Worte Rosa Luxemburgs erklären dann auch ganz gut, warum jene Menschen, die versuchen mit offenen Augen durchs Leben zu gehen, oft unter Schmerzen, Depressionen, Todesgedanken und der Diskriminierung genau jener debilen Bevölkerung leiden. Ihre Worte: "Nur wer sich bewegt, spürt seine Fesseln!" (Rosa Luxemburg) Und bei Gott: diese Fesseln sind höllisch und die Verzweiflung wird umso intensiver je mehr man sich mit diesem Ding "Leben" beschäftigt.

Salvatio IV (Die andalusische Mimikry) 2009 -Im Bestitz von HR Giger-
Die grundlegende Motivation dieses Bild in Angriff zu nehmen war ein Buch mit den Werken von Salvador Dali. Bei keinem der Vorhergegangenen Bilder malte ich so konsequent, durchdacht und realistisch. Weil ich an der Jahreskunstausstellung teilnehmen wollte, hatte ich sogar einen Abgabetermin der unbedingt eingehalten werden musste. Um dies zu schaffen, schrieb ich mir einen Tagesplan nachdem peinlich genau gearbeitet wurde. Sechs bis Zehn Stunden Arbeit täglich waren da keine Seltenheit.
Etwa drei Stunden vor Abgabe wurde ich dann mit dem Bild fertig und das Resultat für die tägliche Plackerei war die Ausjurierung von "Salvatio IV". Was soll ich dazu noch sagen, außer, dass es mein bisher gelungenstes Bild geworden ist. Manche Leute sind da wohl anderer Meinung. Und wenn man mal überlegt, dass ich die eigentliche Thematik der großen Diskussion über das Minarett-Verbot in der Schweiz mit jenem Bild schon unbewusst vorweggenommen habe, muss ich sagen, dass die Ausjurierung vom künstlerischen Standpunkt her betrachtet ungerechtfertigt war. Jaja, ich weiß: deren Standpunkt ist nicht künstlerisch sondern einfach nur beliebig. Kunst sollte keine Demokratie sondern eine schwanzharte Diktatur sein. Es gibt genügend Bilder die einen nicht einnehmen. Kunst muss verletzen und Fragen stellen, denn für das Andere haben wir ja schon die Schönheit der Natur. Und warum sollte ich diese Schönheit mit meinem amateurhaften Können verunstalten und erniedrigen. Stattdessen beschäftige ich mich doch lieber mit der Darstellung meiner, um Antworten ringenden, Seele. 

Salvatio V (Das Hakenkruzifix) 2009 -UNVOLLENDET-
Mit diesem Bild wollte ich eine Hommage an Bruno Gröning dem "Wunderheiler" und ein eindeutiges Statement über Kirche, Religion und Glauben abgeben. Vielleicht habe ich da ein klein wenig zu hoch gepokert. Wärend der Arbeit verlohr ich das Interesse am Malen, insbesonders an der Feinmalerei, die immer sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich habe schon mehrmals versucht dieses Bild zu beenden, doch jedesmal wenn ich mich erneut vor die Leinwand stellte, überkam mich eine derartige Langeweile, dass ich immer enttäuscht abbrechen musste. Irgendwie ist die Dringlichkeit raus. Vielleicht will Bruno Gröning auch nicht, dass ich ihn auf ein, als Kruzifix getarntes Hakenkreuz nagel. Schade, die Idee dahinter ist fantastisch und die einzelnen Elemete des Bildes konnte ich auch schon andeuten, nur die Lust zur Vollendung ist nicht mehr da.

Schall & Rauch (Dorian Gray) 2010
Nachdem ich den Roman "Dorian Gray" von Oscar Wilde gelesen hatte, kam mir die Idee für jenes Bild. Ich erinnerte mich, dass ich noch eine unbenutzte Fotocollage auf meiner Festplatte hatte, die sich womöglich gut für dieses Projekt eignen würde. Was ich dann mit etwas Farbe und sexuellem Körpereinsatz auf die Grafik malte (presste), war sehr abstrakt und äußerst anstrengend. Man glaubt ja gar nicht wie schwer es ist eine Erektion mit anschließender Ejakulation zu bekommen, wenn man nicht Erregt ist. Dieser Hintergrund, zur Entstehen von "Schall & Rauch", greift natürlich die im Buch beschriebenen Inhalte perfekt auf. Es geht um Sex, Hedonismus, Sünde, Narzissmus und Tod. Und in Sachen Narzissmus muss mir erst mal jemand das Wasser reichen. Basta!

 
 
Impressum
Impressum facebook youtube